Eine Tagung der anderen Art
In diesem Artikel werden die Geschichte und Gestaltung des Forums Brandschutzerziehung vorgestellt, das vom Gemeinsamen Ausschuss für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung, dem Deutschen Feuerwehrverband (DFV) und der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) organisiert wird. Das Forum ist die größte Veranstaltung in Deutschland zu diesem Thema und wird seit fast 25 Jahren durchgeführt. Es wurde vielfach von den öffentlichen Versicherern unterstützt. Im letzten Jahr fand das Forum in Soltau, Niedersachsen, statt. Anhand des Forums in Soltau wird auch auf den Inhalt und die Teilnehmerherkunft eingegangen.
Geschichte der Foren Brandschutzerziehung
Das Forum Brandschutzerziehung ist seit mehr als 20 Jahren eine Veranstaltung, die in der Fachwelt der Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung ihren festen Platz, meist an den ersten Novemberwochenenden, hat. Veranstalter des Forums Brandschutzerziehung ist der Gemeinsame Ausschuss für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung des DFV und der vfdb.
Die Foren wurden gegründet, als der Ausschuss noch ein Gremium der vfdb war und als Referat 12 unter der Leitung von Günter Julga von der Hamburger Feuerwehr die erste Form einer bundesweit organisierten Brandschutzerziehung darstellte. Ab dem Jahr 2000 schlossen sich die Gremien des DFV und der vfdb, die sich mit Brandschutzerziehung befassten, zu einem gemeinsamen Ausschuss zusammen und firmierten unter dem Namen „Gemeinsamer Ausschuss“.
In der Phase des Zusammenschlusses erkannten die damaligen Gründerväter und Gründermütter den erheblichen Bedarf an Erfahrungsaustausch unter den Brandschutzerziehenden. Dafür sollte ein bundesweit tätiges Gremium einen zentralen Anlaufpunkt bieten. So entstand die erste Veranstaltung dieser Art, die mit Unterstützung der Berufsfeuerwehr Karlsruhe und der SV Sparkassen Versicherung Gebäudeversicherung organisiert wurde.
Der Workshop zur Brandschutzaufklärung und -erziehung fand vom 9. bis 10. November 2001 in Karlsruhe statt und ersetzte die vorherigen kleineren Workshops mit einer neuen Qualität.
Die Veranstaltung erstreckte sich über zwei Tage und präsentierte in verschiedenen Vorträgen die Praxis der Brandschutzerziehung an unterschiedlichen Standorten in Deutschland. Bereits damals brachten Vertreter aus Österreich ihre Projekte und Erkenntnisse ein. Auch die öffentlichen Versicherer stellten ihre Aufgaben im Bereich der Brandschutzaufklärung vor. Neben den fachlichen Vorträgen war auch der Erfahrungsaustausch der engagierten Teilnehmer ein wichtiger Programmpunkt.
Bereits früh erkannte man, dass Anfang November die optimale Zeit für ein solches Forum war, ein Zeitpunkt, der bis heute weitgehend beibehalten wird.
Zu den Zielen der damaligen Foren gehörte stets auch eine Begegnung mit den örtlichen Besonderheiten des jeweiligen Tagungsortes. Dies erwies sich jedoch im Laufe der Zeit als zunehmend schwierig, da die Teilnehmerzahl stetig wuchs. In den Anfangsjahren bestand das Forum hauptsächlich aus einer Reihe von Vorträgen zu verschiedenen Themen, gefolgt von Diskussionen.
Im Jahr 2004 wurde im Rahmen des Forums an der Landesfeuerwehrschule Sachsen-Anhalt in Heyrothsberge erstmals eine neue Form der Veranstaltung erprobt. Die Tagung begann am Freitagmittag, um sicherzustellen, dass möglichst viele Teilnehmer aus verschiedenen Teilen der Bundesrepublik noch am selben Tag anreisen konnten. Da es jedoch sehr schwierig ist, aus allen Ecken Deutschlands rechtzeitig zu Veranstaltungspunkten zu reisen, setzten sich die Verantwortlichen des inzwischen formalisierten Gemeinsamen Ausschusses das Ziel, die Veranstaltungsorte regelmäßig in alle vier Himmelsrichtungen zu wechseln (Grafik 1, Seite 21).
Neues Forumsformat
Viel bedeutsamer war jedoch die Einführung eines speziellen Formats mit Hilfe einer Veranstaltungsmanagerin. Ziel war es, einem breiten Fachpublikum mit unterschiedlichen Schwerpunkten ein umfassendes Angebot an Themen zu bieten, aus denen jeder anhand des persönlichen Interesses frei wählen konnte. Dies wurde erreicht, indem eine Struktur geschaffen wurde, die es den Teilnehmern ermöglicht, aus einer großen Anzahl von Themen auszuwählen.
Gleichzeitig sollte der Preis für die Brandschutzerziehenden nicht zu hoch sein, da die Brandschutzerziehung zu jener Zeit weitgehend ehrenamtlich organisiert war. Dies führte zu dem heutigen Modell: Insgesamt gibt es acht Vorträge à 45 Minuten, die in zwei Doppelblöcken durchgeführt und von einer längeren Pause unterbrochen werden. So konnte mit zwei halben Tagen ein ausgewogenes Angebot geschaffen werden, bei dem jeder Teilnehmer die Möglichkeit hat, acht Veranstaltungen zu besuchen.
Je nach Teilnehmerzahl werden heute bis zu zehn Themen gleichzeitig angeboten. Die Vorträge finden in verschiedenen Räumen in unmittelbarer Nähe des Veranstaltungszentrums statt. Hervorzuheben ist auch, dass alle Referenten ehrenamtlich tätig sind und lediglich die anfallenden Reise- und Unterkunftskosten übernommen werden (Bild 1). Schon bald erkannte man, dass die Teilnehmer durchaus an Angeboten einschlägiger Fachunternehmen für den Bedarf der Brandschutzerziehung interessiert sind. Daher wurde es ermöglicht, dass Aussteller an der Tagung teilnehmen (Bild 2). Es wurde jedoch bald deutlich, dass der organisatorische Aufwand mit Teilnehmerzahlen von über 300 Personen so groß wurde, dass die vorbereitende Organisation heute von der Geschäftsstelle des Deutschen Feuerwehrverbandes in Berlin mit hauptamtlichen Kräften übernommen wird.


Die Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses unterstützen hauptsächlich während des Forums das Tagungsbüro. Die Auswahl der Themen für das jeweilige Forum erfolgt durch das Vorstandsgremium des Gemeinsamen Ausschusses in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle. Erfreulicherweise stehen in der Regel doppelt so viele Themen wie Foren zur Auswahl.
Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung des gemeinsamen Abends, bei dem sich alle Tagungsteilnehmer treffen und beim Abendessen austauschen können. Während in den ersten Jahren noch ein umfangreiches Rahmenprogramm angeboten wurde, haben sich die Verantwortlichen inzwischen für ein programmloses Beisammensein entschieden. Der Bedarf an Kommunikation unter den aus ganz Deutschland kommenden Teilnehmern wurde als so hoch eingeschätzt, dass ein Programm meist eher störte.
Das Forum Brandschutzerziehung in Soltau 2024
Dem Forum ging die Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung voraus, bei der wesentliche Beschlüsse für die Zukunft gefasst wurden. Bei der Eröffnung konnte der Vorsitzende neben dem Vizepräsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hermann Schreck, auch den Generalsekretär der vfdb, Roman Peperhove, und den Vizepräsidenten des niedersächsischen Landesfeuerwehrverbandes, Uwe Quante, begrüßen (Bild 3).
Das Forum zur Brandschutzerziehung bot eine beeindruckende Themenvielfalt, die unterschiedliche Anwendungsbereiche und Zielgruppen abdeckte. So wurden beispielsweise die Herausforderungen beim Absetzen eines Notrufs und die Brandschutzaufklärung für geflüchtete Menschen thematisiert. Weitere Schwerpunkte umfassten die spezifische Brandschutzerziehung für Kinder und Erwachsene sowie die Einbindung von Handpuppenspielen in die Bildungsarbeit (Bild 4).


Kreative Ansätze, wie Lehrer- und Erzieher- Fortbildungen sowie Schülerwettbewerbe, ergänzten das umfassende Programm. Insbesondere auch das Thema der Notfallvorsorge im Katastrophenfall wurde behandelt, ein Bereich, der in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird und bei den Teilnehmern auf großes Interesse stieß. Besonders hervorzuheben waren auch praxisorientierte Workshops und interaktive Aktivitäten zur Sensibilisierung und Vermittlung von Brandschutzwissen. Darüber hinaus wurde die wichtige Rolle der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Brandschutzprävention betont.
RESÜMEE
Wie auch bei vielen vorangegangenen Foren waren die Teilnehmer beim anschließenden Feedback wieder sehr zufrieden mit den angebotenen Themen. Es wird von den Verantwortlichen sorgfältig ausgewertet, um die Anregungen und Erkenntnisse in zukünftige Foren einfließen zu lassen. Dass die Ausrichtung des Forums in Form und Inhalt den richtigen Nerv trifft, verdeutlicht eindrucksvoll die wiederholte Teilnahme vieler in der Brandschutzerziehung und -aufklärung tätigen Feuerwehrangehörigen. Bei der Frage, wie oft bereits eine Forumsteilnahme erfolgte, zeigte sich sowohl eine erhebliche Anzahl Personen, die schon mehr als zehnmal dabei waren, als auch Personen, die das erste Mal eine solche Veranstaltung besuchten.
Im Einzelnen wurden folgende Werte ermittelt:
25 Teilnehmende mehr als 10 x
17 Teilnehmende mehr als 5 x
14 Teilnehmende 4 x
31 Teilnehmende 3 x
41 Teilnehmende 2 x
64 Teilnehmende 1 x
Und auch eine weitere Statistik ist interessant. Sie zeigt die Verteilung der Teilnehmenden über das Bundesgebiet (Grafik 1).

Das nächste Forum zur Brandschutzerziehung wird 2025 in Kassel stattfinden. Im Jahr 2026 wird die Berliner Feuerwehr anlässlich ihres 175-jährigen Jubiläums die Brandschutzerziehenden empfangen.
Frieder Kircher, Leitender Branddirektor i. R., Vorsitzender Gemeinsamer Ausschuss Brandschutzerziehung und -aufklärung des DFV und der vfdb, Berlin