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Astrid Bayer

Nachhaltig mobil machen

Beitrag eines öffentlichen Versicherers zur Mobilitätswende

Der Sektor Verkehr verbraucht in der EU gut ein Drittel der Energie und verursacht mehr als ein Viertel der Treibhausgasemissionen. Der kontinuierliche Zuwachs des Verkehrs kompensiert die Einsparungen, die durch bessere Antriebstechnologien und alternative Kraftstoffe erreicht werden konnten.

Rolle des Verkehrs bei den Treibhausgasemissionen in Deutschland [2]

• 2019 war der Verkehrssektor für rund 164 Mio. t Treibhausgase verantwortlich und trug damit 20 % zu den Treibhausgasemissionen Deutschlands bei.

• Der Anteil ist gegenüber 1990 um sieben Prozentpunkte gestiegen – damit ist der Verkehr der einzige Sektor, der in den vergangenen Jahrzehnten seine Treibhausgasemissionen nicht mindern konnte.

• Kurzfristige Verbesserung nur durch die Corona-Pandemie bedingt: Durch die Anpassungen im Lockdown sanken die Emissionen des Verkehrs 2020 voraussichtlich auf rund 146 Mio. t CO2.

Was die Mitarbeitenden bewegt

Die Mobilität der Mitarbeitenden in Form von Pendlerverkehr und Dienstreisen machen einen erheblichen Anteil der CO2-Emissionen in den Scope-3- Emissionen der Provinzial Umweltbilanz aus. Unter Scope 3 fallen Emissionen, auf die ein Unternehmen nur indirekten Einfluss in der vor- oder nachgelagerten Wertschöpfung hat. Somit ist es erforderlich, dass der Konzern genau hinschaut, was Mitarbeitende bewegt.

Dazu führt die Provinzial in regelmäßigen Abständen Mitarbeiterbefragungen durch, um das im Jahr 2020 gestartete Mobilitätskonzept für den Konzern fein zu justieren. Da die fünf Standorte über sehr unterschiedliche Ausgangssituationen in puncto Lage und Infrastruktur verfügen, war eine Befragung an allen Standorten wichtig.

Fokus des Mobilitätskonzepts

Viele Aspekte, die das Thema Mobilität bei der Provinzial betreffen, befinden sich in einem unterschiedlichen Entwicklungsstadium. Das Mobilitätskonzept befasst sich mit diesen Themen, gibt einen Überblick, systematisiert und zeigt Chancen auf.

Ziel ist es, Verkehr zu vermeiden und Mitarbeitende zu motivieren, auf umweltschonendere Alternativen umzusteigen.

Mit einem guten Konzept auf der Überholspur

• modulares und ganzheitliches Konzept
• reduziert CO2-Emissionen
• fördert die Mitarbeitergesundheit
• steigert die Mitarbeiterzufriedenheit
• und letztendlich auch die Arbeitgeberattraktivität

Genau hinsehen, Bedürfnisse ermitteln und Rahmenbedingungen analysieren

Um ein an den Mitarbeiterbedürfnissen und an den standortspezifischen Rahmenbedingungen angepasstes Mobilitätskonzept erstellen zu können, wird in regelmäßigen Abständen eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt:

Nach der aktuellen Umfrage von Januar 2022 legen die Mitarbeitenden im Provinzial Konzern im Durchschnitt 25 km bis zu ihrem Arbeitsort zurück. Da kommt an Pendlerverkehr einiges zusammen, denn 65 % der Belegschaft legen diesen Weg mit dem Auto zurück. Rund 4 % setzen dabei auf einen Hybridantrieb und 4 % auf ein Elektroauto.

Insgesamt planen weitere 10 % die Anschaffung eines Elektroautos und 6 % eines Hybridfahrzeugs. Diese Informationen sind wichtig, um die perspektivische Nutzung einer vorgehaltenen Ladeinfrastruktur an den jeweiligen Standorten zu analysieren und gegebenenfalls auszubauen.

Es gibt auch standortspezifische Besonderheiten: Während in Hamburg mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in das Büro kommen, wird in Münster Rad gefahren. Ein Viertel der Mitarbeitenden nutzt die „Leeze“ [5] für den Weg ins Büro.

Die Bausteine des Mobilitätskonzepts werden standortindividuell aufbereitet

Corona hat die Entwicklung der Homeoffice- Möglichkeiten beschleunigt. Der Provinzial Konzern hatte direkt zum Pandemie-Beginn die notwendige technische Infrastruktur inklusive Software bereitgestellt und auch sukzessive geschult, sodass alle Mitarbeitenden gut einer gebotenen Homeofficepflicht nachkommen konnten.

In der Erhebung vom Januar 2022 gaben 53 % der Befragten an, fast ausschließlich im Homeoffice zu arbeiten. Weitere 21 % gaben an, maximal ein- bis zweimal wöchentlich in das Büro zu fahren. Mit entsprechenden und verantwortungsvollen Rahmenbedingungen für eine Homeoffice-Regelung können somit gut Emissionen des Pendlerverkehrs vermieden werden. In der Provinzial Umweltbilanz wird der erhöhte Stromverbrauch in den heimatlichen Offices berücksichtigt, um eine möglichst ganzheitliche Betrachtung zu gewährleisten.

Bild 2 / Teil des Mobility-Hub: Wuddi-Geschäftsführer Manuel Schlottbom und Tretty-Geschäftsführer Maximilian Weldert mit dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Patric Fedlmeier

Frische Ideen für Verhaltensänderungen

Das Thema Mobilität ist an den Konzernstandorten schon in vielen Punkten weit entwickelt: Job-Rad, Bahncards für Vielreisende, Zuschüsse zum ÖPNV, Fahrradstellplätze bzw. Fahrradkeller mit Werkstatt und teilweise Duschmöglichkeiten wurden in der Vergangenheit bereits umgesetzt. Doch nach wie vor gilt es, den Personenverkehr mit Autos zu vermeiden oder wo möglich zu vermindern. Um Verhaltensänderungen zu initiieren, braucht es gute Ideen und die Möglichkeit, mal etwas auszuprobieren.

Einer dieser neuen Wege ist Veomo. An vier von fünf Standorten hat die Provinzial über dieses Start-up die Möglichkeit, nachhaltige Mobilitätsangebote in Echtzeit anzuzeigen. Auf Monitoren in den Eingangsbereichen, in den Intranetauftritten und als App zum Mitnehmen (Bild 1).

Die letzte Meile rollern und radeln

Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr am Standort Münster ist nicht optimal. Grund genug, an dieser Stelle mit neuen Konzepten von ortsansässigen Start-up-Unternehmen gemeinsame Sache zu machen.

Von „tretty“ (Bild 3) parken acht Fahrräder und vier Tretroller auf dem Provinzial Gelände in der Fahrradgarage und am Bahnhof Zentrum Nord. Alle Fahrzeuge können kostenlos von den Mitarbeitenden aller Standorte genutzt werden. Wer damit fahren möchte, hat idealerweise die App heruntergeladen, schaltet sich mit seiner Provinzial E-Mail-Adresse frei und legt los – super einfach und super umweltfreundlich nur mit Muskelkraft. Das Fahrzeug im Provinzial Look kann vorher reserviert werden und die Leihe wird nach der Fahrt an einem der beiden Punkte auch wieder beendet.

Zum Mobility-Hub gehört unbedingt auch „wuddi“, was im Münsteraner Dialekt „Masematte“ für Wagen/Auto steht. Sobald die ersten erforderlichen Parkplätze vor dem Hauptgebäude mit der notwendigen Lade-Infrastruktur ausgestattet sind, lässt der Münsteraner Car-Sharing-Anbieter wuddi drei Fahrzeuge anrollen – E-Antrieb bevorzugt. (Bild 2)

Bild 3 / Von „tretty“ parken acht Fahrräder und vier Tretroller auf dem Provinzialgelände in der Fahrradgarage und am Bahnhof Zentrum No

Volle Fahrt voraus für die Mobilitätswende

Die Mobilität wird sich wandeln. Alternative Verkehrsmittel kommen hinzu. Sie tragen dazu bei, Verkehrsunfälle und einen Verkehrsinfarkt, der in vielen Städten zu beobachten ist, zu reduzieren. Wichtig ist, dass alle Mitarbeitenden sicher ankommen. Der Umstieg bzw. die Ergänzung durch Fahrrad, E-Bike oder tretty und Co. trägt auf jeden Fall zur Gesundheit der Menschen und auch zu den Klimazielen bei.

Astrid Bayer

Nachhaltigkeitsbeauftragte im Provinzial Konzern

Autor

Astrid Bayer

Ausgabe

2 | 2022
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Der Artikel ist erschienen im Heft

Ausgabe 2 | 2022

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Mobilitätswende gestalten

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