Das starke Netzwerk für Feuerwehr und Landwirtschaft
Waldund Flächenbrände beschäftigen in zunehmendem Maß auch die Feuerwehren in der Südpfalz. Bedingt durch die Folgen des Klimawandels wird zukünftig weiterhin mit einer Zunahme von Trockenund Hitzeperioden und den damit verbundenen Waldund Vegetationsbränden zu rechnen sein. Oftmals fehlt es an ausreichend Löschwasser, gerade im Wald oder außerhalb geschlossener Ortschaften. Nur über Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehren lässt sich der Löschwasserbedarf nicht immer decken.
Schon lange werden lokale Partnerschaften zwischen Feuerwehren und ortsansässigen Bauern und Winzern gepflegt. Diese kamen jedoch meistens über Mitgliedschaften dieser Personen in der Freiwilligen Feuerwehr und lokale Kontakte zustande.
Eine regionale Vernetzung und gemeinsame Übungen auf Kreisebene gab es nicht. Doch große Wald- und Vegetationsbrände lassen sich nur durch die Einbindung vieler Akteure wirkungsvoll bekämpfen. Dabei muss auch eine übergeordnete Technische Einsatzleitung auf Kreisebene auf die Hilfsangebote zugreifen können und die auf die Waldbrandbekämpfung spezialisierten Einheiten müssen mit den Bauern und Winzern gemeinsame Übungen durchführen (Bilder 1 und 2).


Die Initiative Red Farmer
Der Kreisverband Südliche Weinstraße des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. startete daher 2022 gemeinsam mit dem Landkreis Südliche Weinstraße die Initiative „Red Farmer Südpfalz“.
Bei der Initiative „Red Farmer Südpfalz“ geht es darum, dass Landwirte und Winzer die Feuerwehren beim Transport und der Bereitstellung von Löschwasser sowie mit landwirtschaftlichen Geräten unterstützen. „Dies erfolgt beispielsweise über Wasser- und Güllefässer, Maischetransporter, Zug- fahrzeuge und landwirtschaftliche Geräte wie Scheibenegge der Landwirte und Winzer“, so Karl-Friedrich Junker, Vorsitzender des Kreisverbands, der weiter betont: „Wir als Landwirte und Winzer wollen aktiv auf freiwilliger Basis die Feuerwehren unterstützen. Viele unserer Mitglieder sind auch in der Feuerwehr aktiv und wissen daher, was vor Ort gebraucht wird.“ Vorbild ist der Kreisfeuerwehrverband Main- Spessart, der die Idee für die Initiative
„Red Farmer“ hatte (Bilder 3 und 4).


Zu Anfang wurden die eingehenden Hilfsangebote von den ehrenamtlichen Projektleitern händisch in Excel-Listener fasst und dann an die Feuerwehren im Landkreis über den Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) per E-Mail verteilt. Werbung wurde überwiegend über Mundpropaganda gemacht. Insgesamt konnte aber eine zweistellige Zahl von Hilfsangeboten aus dem Landkreis Südliche Weinstraße und den benachbarten Landkreisen erfasst werden.
Die Online-Plattform Red Farmer
Im Herbst 2023 entwickelten die Projektleiter Thomas Knecht und Ingo Pfalzgraf dann die Idee, die Hilfsangebote zukünftig mittels einer Online-Plattform zu erfassen.

Erste Gespräche wurden geführt und Unterstützer gesucht, um dieses anspruchsvolle Projekt umzusetzen. Schließlich wurde mit der Firma Arvato Systems, die den Akteuren bereits aus der Zuckerrüben-Logistik bekannt war, ein Technikpartner gefunden, der kostenfrei eine entsprechende Datenbank programmierte und das Projekt bis heute ehrenamtlich unterstützt.
Ergänzend dazu wurde von der cross- media Agentur Zweifluss ehrenamtlich die Homepage redfarmer.de programmiert, die neben der Datenbank das Kernstück der Red Farmer bildet. Auf redfarmer.de können sich die freiwilligen Landwirte, Winzer und anderen Anbieter kostenlos registrieren und ihre Hilfsangebote und Erreichbarkeiten speichern. Über ein separates BOS-Portal können registrierte Feuerwehren dann alle eingestellten Hilfsangebote im Umkreis von 40 km sehen. Für übergeordnete Aufgabenträger wie Landkreise und Bezirksregierungen können Zugänge mit erweiterten Ansichten freigeschaltet werden (Bild 5).

Die Idee von Red Farmer gewinnt an Fahrt
2023 erfolgte dann eine große Medienkampagne des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd e.V. zusammen mit dem Landkreis Südliche Weinstraße mit der Vorstellung der neuen Online-Plattform: www.redfarmer.de
So konnten in der ganzen Südpfalz erste Erfahrungen gesammelt werden. Doch das Projekt weckte schnell auch überörtliches Interesse. Der Landesfeu- erwehrverband Rheinland-Pfalz konnte 2023 als Partner gewonnen werden und die Red Farmer wurden Rheinland- Pfalz-weit bekannt gemacht (Bild 6).

Im Sommer 2024 folgte der nächste Schritt. Gemeinsam mit dem Bayrischen Bauernverband und dem Bayrischen Landesfeuerwehrverband wurde das Projekt mit der Datenbank redfarmer.de auf ganz Bayern ausgeweitet. Parallel dazu wurde die Regionalisierung der Datenbank eingeführt, um ihre Über- sichtlichkeit und den Datenschutz zu erhöhen.
Jede registrierte Feuerwehr/Behörde/ Einsatzleitung sieht die im Umkreis von 40 km registrierten Betriebe und Maschinen, da dies einen realistischen Radius bildet, in dem ein Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen sinnvoll ist.
Red Farmer – als e. V. in die Zukunft
Vor wenigen Wochen folgte die Gründung des Red Farmer e.V. und die Eintragung als gemeinnütziger Verein. Erster Vorsitzender ist Thomas Knecht, Jens Thiele (Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Südliche Weinstraße) ist zweiter Vorsitzender, die Aufgaben als Schatzmeister und Schriftführer übernimmt Ingo Pfalzgraf. Ziel des Red Farmer e.V. ist es, das Netzwerk noch bekannter zu machen, den Wirkungskreis weiter auszubauen und das Online-Portal kontinuierlich weiterzuentwickeln. Er betreibt Öffentlichkeitsarbeit und berät interessierte Feuerwehren, Behörden und Unternehmer. Damit die Erfolgsgeschichte weitergeht, braucht der Verein nicht nur weitere Landwirte und Winzer als Red Farmer, sondern auch neue Netzwerkpartner und finanzielle Mittel. Jede Unterstützung ist willkommen!
Neben den Hilfsangeboten finden sich für die Mitwirkenden auch wichtige Einsatzhinweise auf redfarmer.de
Red Farmer kann noch mehr
Doch die Red Farmer werden nicht nur bei Wald- und Flächenbränden aktiv, sondern auch bei Großbränden und anderen Schadenslagen. Bereits 2021 konnte ein Brand mehrerer Gebäude in Herxheim-Hayna unter Mitwirkung eines Fuhrunternehmers mit zwei Wasser-Sattelzügen (jeweils 28 Kubikmeter Volumen) und unter Nutzung von landwirtschaftlichen Beregnungsbrunnen in der Ausbreitung gehindert und letztlich gelöscht werden, da die Löschwasserversorgung für den Großbrand nicht ausreichend war (Bild 7).

FAZIT
„Langfristig ist es unser erklärtes Ziel, eine Plattform zu etablieren, auf der deutschlandweit oder sogar europaweit freiwillige Hilfsangebote von Bauern, Winzern, Handwerkern und Betrieben erfasst und den Feuerwehren und Hilfsorganisationen wie auf einer Dating-Plattform angeboten werden. Durch eine enge und organisierte Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren und der Landwirtschaft besteht in vielen Schadenlagen die Möglichkeit, Schäden zu vermindern und die Schadensbekämpfung noch effektiver zu gestalten“, so Thomas Knecht, Ingo Pfalzgraf und Jens Thiele vom Verein Red Farmer e. V. Für die erweiterte Datenerfassung, Datenfilterung und eine Verknüpfung mit einer zukünftigen eigenen Red-Farmer-App sind jedoch weitere Finanzmittel erforderlich, da sich das Projekt ausschließlich über Spenden finanziert. Neben der finanziellen Unterstützung werden Netzwerkpartner gesucht, die das Projekt in ihrer jeweiligen Region bewerben und letztendlich zur Verbreitung der Idee beitragen.
Die Versicherungskammer Bayern zeichnete das Projekt Red Farmer 2024 mit dem Ehrenamtspreis für ehrenamtliches gemeinnütziges Engagement aus.