FALL 01
Im ersten Fall hatte es das IFS mit einer kleinen Schadenserie in einem ehemaligen Bürogebäude zu tun, das wenige Jahre zuvor zu einer Kita umgebaut wurde. In der Küche kam es zu einer Undichtigkeit am Wasserfilter für die Geschirrspülmaschine. Die hatte das Installationsunternehmen notdürftig repariert und eine Schüssel zum Auffangen einer möglicherweise erneut tropfenden Undichtigkeit darunter gestellt. Kurz- fristig wurde ein neuer Filter besorgt und eingebaut. Dieser wurde allerdings wenige Tage später wieder undicht – und erneut repariert. Schon am nächsten Tag platzte er aber so stark auf, dass das gesamte Erdgeschoss der Kita durchnässt wurde. Ein stark überhöhter Innendruck hatte den Filter zum Platzen gebracht, wie die Laboruntersuchung im IFS zeigte.

Die Kitaleitung hatte Interessantes zu berichten: „Zuerst wollte die Firma, die den Filter eingebaut hatte, für den Schaden aufkommen. Die haben dann aber festgestellt, dass wir viel zu hohe Drücke in der Trinkwasserinstallation haben.“ Der Wasserversorger sah sich die Installation an und stellte fest, dass ein Sicherheitsventil fehlte. Aus diesem Grund war der Druckanstieg bei der Warmwasserbereitung im Speicher nicht abgebaut worden und der Druck in der gesamten Anlage zu hoch.
Besonders frech: Die Firma, die die Installation im Rahmen des Umbaus neu errichtet hatte, hatte das Sicherheitsventil zwar nicht eingebaut, aber auf die Rechnung geschrieben.
Fall 02
„Doch, doch, wir haben ein Sicherheitsventil“, versicherte der Besitzer des Einfamilienhauses aus unserem zweiten Fall, zu dem derselbe IFS-Gutachter noch in derselben Woche wegen eines Wasserschadens gerufen wurde. Eine Undichtigkeit am Warmwasserspeicher im Dachgeschoss hatte zu einer Durchfeuchtung beider Stockwerke geführt. Der alte Speicher habe 30 Jahre gehalten, dieser nicht mal ein Jahr, beklagte sich der Eigentümer. Tatsächlich war ein Sicherheitsventil innerhalb der Kaltwasserzuleitung zum Speicher eingebaut und funktionierte einwandfrei, wie sich vor Ort schnell prüfen ließ.
Ein genauerer Blick auf den Anschluss des Speichers zeigte das Problem: Bei der letzten Speichererneuerung wurde auch ein Teil der Verrohrung erneuert. Dabei wurde ein Ventil mit Rückflussverhinderer in die Kaltwasserzuleitung eingebaut. Das hatte zur Folge, dass der bei der Warmwasserbereitung entstehende Druck gar nicht bis zum Sicherheitsventil gelangen konnte, wo er durch das Öffnen der federbelasteten Membran abgebaut worden wäre.
Auch hier bestätigte die Laboruntersuchung einen stark überhöhten Innendruck, der den Stahlspeicher zum Platzen gebracht hatte.

Fall 03
Im dritten Fall hatte es der Gutachter erneut mit einem Bauteil zu tun, das durch einen stark überhöhten Innendruck geplatzt war. Diesmal untersuchte er ein Mehrschichtverbundrohr aus der Trinkwasserinstallation eines Mehrfamilienhauses. Das massive Loch in dem Rohr ließ das enorme Schadenausmaß bereits erahnen. Sowohl das geplatzte als auch die anderen Rohre des zusammenhängenden Abschnitts waren deutlich aufgedehnt. Wie in den ersten beiden Fällen konnte die Laboruntersuchung nur zeigen, was genau passiert war, aber nicht warum. Auch hier fand sich die Ursache beim Blick auf das Umfeld. Wie beim ersten Fall wurde bei der erst drei Monate alten Trinkwasserinstallation das Sicherheitsventil nicht eingebaut.


Wie die drei Fälle zeigen, die der Gutachter in kurzer Folge klären musste, werden Sicherheitsventile häufig vergessen. Für die Betroffenen sind die Auswirkungen oft dramatisch. Nicht nur ist das Schadenausmaß oft sehr hoch, sondern es besteht auch die Gefahr, dass Anlagenteile oder ganze Rohrleitungssysteme durch den stark überhöhten Druck beschädigt werden und in Zukunft vorzeitig versagen.
Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e. V.
Schäden wie dieser werden auf der Internetseite des IFS www.ifs-ev.org regelmäßig veröffentlicht.